Erschienen im KURIER am 27. Juli 2023
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Das Wiener Start-up rotable, das eine Software für die Rotationsplanung von Ausbildungsärzten und Medizinstudenten (klinisch praktisches Jahr) in Kliniken entwickelt hat, ist auf Wachstumskurs.
Schon im Vorjahr erfolgte der Markteintritt in Österreich, nun steht die Expansion nach Deutschland und in die Schweiz bevor. Der Vorteil der Software liegt für Lisa Holzgruber, Co-Gründerin von rotable, auf der Hand: "Damit wird die Rotationsplanung und Koordinierung deutlich erleichtert, egal ob klinikintern oder klinikübergreifend". Diese sowie die erforderlichen Verwaltungsarbeiten wurden nämlich bisher mangels Software mit Hilfe von Excel-Tabellen und Ähnlichem durchgeführt.
Holzgruber kennt die damit verbundene Komplexität und den Zeitaufwand aus eigener Erfahrung: Schließlich hat sie 2015 eine Abteilung für die Koordination und Verwaltung von Medizinstudenten und Ärzten in Ausbildung in den fünf Wiener Krankenhäusern der Vinzenz Gruppe Wien aufgebaut und danach geleitet.
"Ich habe mich immer gefragt, warum es dafür keine kliniktaugliche Software gibt und schließlich beschlossen, selbst aktiv zu werden",
erzählt Holzgruber. Gemeinsam mit zwei Bekannten, Yannick Dues und David Gangl, wurde an der Idee einer "intuitiv verständlichen" Software gefeilt. "Im März 2020 haben wir rotable offiziell gegründet und mit der Entwicklung der Software begonnen", erinnert sich Holzgruber. Die Software entlastet ihr zufolge aber nicht nur die Ärzteschaft und Mitarbeiter in der Verwaltung, sondern würde darüber hinaus mehr Planungssicherheit und Transparenz für alle Beteiligten bringen. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Software krankenhausübergreifend eingesetzt werden kann. "Da sieht man gleich, wer welche Ausbildungsinhalte in welchen Bereichen absolviert hat", beschreibt Holzgruber.
Eigener Algorithmus
Parallel zu den Expansionsplänen feilt das Gründerteam, das mittlerweile sieben Mitarbeiter beschäftigt, an der Weiterentwicklung der Software. "Wir haben einen Rotationsplanungsalgorithmus entwickelt, um auch etwaige Präferenzen und Ähnliches bei der Planung berücksichtigen zu können", so Holzgruber. Dieser sei bereits in der Praxis mit guten Ergebnissen getestet worden, nun erfolge der Feinschliff.
"Wir wollen ihn noch heuer in Kliniken in Österreich einsetzen, damit die Rotationsplanung endlich voll automatisiert erfolgen kann",
sagt die Gründerin, die auch daran denkt, die Software in der Rotationsplanung der Pflegeausbildung zu implementieren. Holzgruber: "Aber das ist noch Zukunftsmusik, derzeit liegt unser Fokus auf der Internationalisierung".
Nicht entmutigen lassen
All jenen, die ein Unternehmen gründen wollen, legt sie vor allem Eines ans Herz:
"Erfolg und Misserfolg geben sich die Klinke in die Hand. Man darf sich durch zweiteres nicht entmutigen lassen."
Sie habe in den vergangenen Jahren viel gelernt, auch persönlich. "Nahezu täglich ist man mit Situationen oder Themen konfrontiert, mit denen man sich noch nie beschäftigt hat. Oft wächst man damit über sich hinaus, das gibt Selbstvertrauen", ist Holzgruber überzeugt. Wichtig sei weiters, so früh als möglich mit anderen Gründern in Kontakt zu kommen und sich mit diesen regelmäßig auszutauschen. "Das machen wir nach wie vor", erzählt die WU-Absolventin. Sich bereits vor der Gründung über Förderprogramme zu informieren, sei genauso hilfreich, wie die Absolvierung eines Unternehmensgründungsprogramms. "Geht es an die Gründung, sollte man nicht auf rechtliche Expertise verzichten. Wir haben uns damals von einem Notar beraten lassen und mit ihm die Gründung abgewickelt", sagt Holzgruber. Bei ihnen sei dieser Prozess noch analog erfolgt, "aber heute kann man eine Gründung auch digital abwickeln. Das hat viele Vorteile", so Holzgruber.
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